29.06.2015,
Von Jesper Klein
„Der Tango ist eine Therapie, die die Seele befreit“, lautet nur eine von vielen Weisheiten, die Josepha Grünberg in der Bergkirche Schlierbach zitierte. Das 33. Konzert der Reihe „Querklang am Berghang“ stand ganz im Zeichen der lateinamerikanischen Musikrichtung.
Zusammen mit Norbert Kotzan, Marcelo Paletta und Michael Schneider entführte Grünberg das Publikum in eine Welt, in der Musik in erster Linie dem Ausdruck von Emotionen dient und die traditionellen Zitate voller Pathos daherkommen.
Die vier Künstler füllten den Abend mit einem abwechslungsreichen Programm und vielen kleinen Stücken. Kotzan spielte das für den Tango obligatorische Bandoneon häufig im Zusammenspiel mit Schneider am Kontrabass oder Cello. Gerade die erste Kombination ergänzte sich klanglich hervorragend und transportierte das Feuer der Musik am besten.
Marcelo Paletta trat als Sänger auf und brachte als gebürtiger Argentinier das nötige Temperament in der Stimme mit. Grünberg, die im Schauspielensemble des Theaters Heidelberg spielt, rezitierte die traditionellen Texte und stellte überdies ihr schauspielerisches und gesangliches Talent unter Beweis.
Neben Klassikern standen Bearbeitungen der Werke von Astor Piazzolla auf dem Programm. Der argentinische Komponist gilt als Begründer des sogenannten „Tango Nuevo“, einer Weiterentwicklung des klassischen Tango Argentino. Zum Grundgerüst und der markanten Rhythmik treten bei Piazzolla eine angereicherte Harmonik und Dissonanten hinzu, die in den Werken von Igor Strawinsky sowie im Jazz ihr Vorbild finden. Dies führt zu einer gewissen Kantigkeit der Musik, die das Ensemble gut vermittelte.
Allgemein sind die vier Musiker eine unterhaltsame und meist gut aufeinander abgestimmte Truppe, die das Feuer in lockerer Atmosphäre schnell auf die Kirchenbänke überspringen ließ. Die Freude am Musizieren ist ihnen anzusehen, und ihr Spiel kommt voller Witz und Humor daher. Mit der Spontanität gehen zwar kleinere Unsauberkeiten in der Ausführung einher, diese treten jedoch schnell in den Hintergrund, wenn das Quartett sich der Musik hingibt und auf diese Weise aufmacht, die Seele der Zuhörer ein kleines bisschen zu befreien.